[John Benthien 06] • Dünengeister by Ohlandt Nina

[John Benthien 06] • Dünengeister by Ohlandt Nina

Autor:Ohlandt, Nina [Ohlandt, Nina]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman-Krimi
ISBN: 3404177800
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2019-03-29T00:00:00+00:00


Kapitel 21

Benthien bot sich ein groteskes Bild, als er in die Halle des Eibenhauses kam. Außerdem erinnerte ihn die Szenerie stark an das erste Mal, da er das Haus betreten hatte. Wieder lag eine Person leblos am Fuß der Treppe. Offenbar hatte sie einen Stock benutzt, der ihr beim Sturz aus der Hand gefallen war und drei Meter von ihr entfernt lag. Neben ihr und vor den Stufen stand die lebensgroße Statue von Heinrich Melander. Mit einem leichten Grusel registrierte Benthien, dass der Blick Melanders auf seine Urenkelin Adeline gerichtet schien, die zu seinen Füßen lag, ein ausdrucksvoller Blick, doch ohne Sympathie noch Mitleid.

»Sie ist schon ganz kalt«, sagte Henny weinend. Die Haushälterin kniete in einem überdimensionierten alten, schäbigen Bademantel neben Adeline. Auch Raffael Quest, nur mit einer kurzen Schlafanzughose bekleidet, war gerade gekommen, ebenso wie Marcel Melander und ein sehr großer, dunkelhäutiger Mann mit kurzen Rastalocken, die lustig in alle vier Himmelsrichtungen standen. Benthien hielt ihn für Moussa Aouba, Marcels Lebensgefährten. Beide waren bereits vollständig bekleidet.

»Sie ist nicht tot, Henny«, sagte Marcel, der eben den Puls seiner Mutter gefühlt hatte. »Aber der Puls ist sehr schwach.«

»Das ist richtig«, bestätigte Fitzen, der neben Adeline hockte und ihr einen Finger an die Halsschlagader gelegt hatte. »Der Puls schlägt schwach, aber regelmäßig, sie ist nur stark unterkühlt. Kann jemand mal eine Decke bringen?«

In diesem Augenblick betrat der herbeigerufene Arzt die Halle. Benthien, der Dr. Arnholt kannte, einen kleinen, weißhaarigen Mann Ende sechzig, nickte ihm stumm zu.

»Es wäre schön, wenn jeder, der hier unnötig rumsteht, mir aus dem Weg ginge«, sagte Dr. Arnholt beißend, während er zu seiner Patientin eilte. Marcel und sein Freund schoben eilig die schwere Statue aus dem Weg, die anderen traten zögernd in den Hintergrund.

»Bist du dir sicher, dass sie noch lebt?«, fragte Lilly Fitzen leise.

»Hast du schon mal einen Toten mit Puls und pochender Halsschlagader gesehen?«, flüsterte Fitzen zurück. Er wirkte übermüdet und leicht aggressiv.

Wenig später bestätigte Dr. Arnholt Fitzens Diagnose.

Die Sanitäter, die inzwischen eingetroffen waren, hüllten Adeline vorsichtig in eine Rettungsfolie und betteten sie auf die Trage, um sie zur Untersuchung in die Nordseeklinik zu bringen. Falls nötig, würde sie von dort aus nach Kiel in die Uniklinik geflogen werden. Adeline stöhnte leise, als sie hinausgetragen wurde, und streckte reflexartig die Hand nach ihrem Sohn aus. Marcel ergriff sie, murmelte irgendwas Beruhigendes und begleitete sie nach draußen.

Moussa Aouba räumte die Heinrich-Statue wieder an ihren Platz. Dann näherte er sich den Beamten, stellte sich vor und gab jedem die Hand. Seine weißen Zähne blitzten auf, als er die drei anlächelte. Er sah gut aus; sein ausdrucksvolles Gesicht mit den ausgeprägten Wangenknochen und den dunklen Augen wirkte intelligent und souverän. Benthien erinnerte sich daran, gehört zu haben, dass er in Flensburg Wirtschaftswissenschaften studierte.

»Ich möchte Sie alle gleich vernehmen, mit Ihnen, Herr Aouba, fangen wir an, da Sie bereits angezogen sind. Die anderen machen sich bitte fertig und kommen dann in Frau Melanders Wohnung.« Er wandte sich an Fitzen. »Tommy, fahr du doch mit Marcel Melander ins Krankenhaus und sieh zu, dass du so bald wie möglich mit Frau Melander sprechen kannst.



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